Interpellation «Einführung einer digitalen Bildungskultur»

Die Landratsfraktion der FDP Kanton Glarus hat im November eine Interpellation zum Thema "Einführung einer digitalen Bildungskultur" eingereicht.

Die Covid-19-Krise hat – nebst diversen anderen negativen Effekten- auch Defizite in der Digitalisierung der Schweiz schonungslos aufgezeigt.

Insbesondere im Bereich der (Grund-) Bildung waren hier schnelle, kreative und breit umsetzbare Lösungen gefragt. Aufgrund des vorübergehend eingeführten Homeschoolings ist jedem Familienhaushalt mit Kindern bewusst geworden, wie fragil und wichtig die Grundbildung tatsächlich ist. Dank digitalen Kanälen konnte eine Bildungsgrundversorgung zwar grundsätzlich und vordergründig aufrechterhalten werden. Aber die Defizite der Bildungsvermittlung während dieser Zeit waren deutlich erkennbar, und die Chancengleichheit war dadurch stark beeinträchtigt. Rückblickend muss festgehalten werden, dass auch die Schweizer Bildungsinstitutionen für diesen Krisenfall nicht optimal vorbereitet waren, weder in technischer noch in pädagogischer Hinsicht, wenngleich der Kanton Glarus im Gegensatz zu anderen Kantonen mit der Implementierung von Microsoft 365 einen gewissen Vorsprung hatte. Dies ist wohl unter anderem der frühen Einführung des ICT-Fonds zu verdanken und wurde im Geschäft „Freigabe eines Kredits über 1 Million Franken für die Weiterführung des Projektes Informations- und Kommunikationstechnologien an den Schulen in den Jahren 2021–2024“ auch entsprechend gewürdigt. Wir sind aber überzeugt, dass es hier noch weiteres Potential auszuschöpfen gilt.

Die Zeit für die Einführung einer schweizweiten digitalen Bildungskultur ist längst überfällig, diese Krise hat das nochmals forciert aufgezeigt. Der Veränderungsbedarf ist notwendig und dringend. Er orientiert sich nicht etwa an Visionen, sondern an aktuellen Realitäten. Wichtig scheint uns ausserdem, dass in diesem Bereich eine schweizweite Koordination durch die EDK zu bevorzugen und forcieren wäre.

Der Regierungsrat wurde daher um Beantwortung der folgenden Fragen gebeten: 

  1. Erachtet der Regierungsrat die Anpassung des Bildungssystems an die veränderten Anforderungen des Berufslebens und hierfür die Schaffung der systemischen, finanziellen und gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine digitale Bildungskultur als notwendig und wichtig?
  2. Wie und in welchem Rahmen sieht der Regierungsrat die Möglichkeit der Aufnahme von digitalen Bildungsinhalten wie bspw. Programmierkenntnissen, Digital Literacy und algorithmische Kompetenzen für alle Schülerinnen und Schüler sowie einer entsprechenden Bildung und Weiterbildung von Lehrpersonen in Bezug auf diese Kompetenzen für die Stärkung einer solchen digitalen Bildungskultur?
  3. Sieht der Regierungsrat eine Möglichkeit zur Verbesserung für eine nahtlose, vollständige und diskriminierungsfreie Übermittlung von Bildungsinhalten (auch im Krisenfall) mit entsprechender technischer und pädagogischer Schulung von Lehrpersonen und technischer Ausrüstung der Schulen?
  4. Sieht der Regierungsrat, wie auch die Interpellanten, dass, nach den Erfahrungen aus den vergangenen Monaten, schulische Informationen eben nicht nur im Krisenfall durch den Einsatz technischer Hilfsmittel (wie z.B. Microsoft Teams) über-, resp. vermittelt werden sollen, sondern dass diese Hilfsmittel eben auch im normalen schulischen Alltag benutzt werden sollten, um durch eine regelmässige, alltägliche Nutzung die Möglichkeiten dieser Tools auszuschöpfen und dadurch echte digitale Kompetenz zu fördern? Wie sollen diese Skills erarbeitet werden?
  5. Sieht der Regierungsrat bei diesen Herausforderungen und den (dynamischen) Anpassungen der Berufsbilder an die Realitäten der Berufswelt und der entsprechenden Weiterentwicklung der (Berufs-) Bildung entlang des digitalen Wandels den Bedarf eines grundsätzlichen Mentalitätenwandel im Schulsystem des Kantons Glarus?