Keine Rechnung ohne den Wirt

Zwischen Förderung und Überforderung – Energiepolitik im Glarnerland

Eine Politkolumne von Martin Zopfi-Glarner, Landrat FDP Glarus Süd

Die Energiewende ist auch im Kanton Glarus angekommen. Auf zahlreichen Dächern produzieren Solaranlagen umweltfreundlichen Strom, unsere Wasserkraft liefert verlässlich Energie – und das ist gut so. Doch bei aller Aufbruchstimmung zeigt sich: Der Umbau unseres Energiesystems ist komplex. Und wenn wir nicht aufpassen, wird er für uns alle unnötig teuer.

Schon heute sehen wir die ersten Auswirkungen. Der Strompreis schwankt stark. Es gibt Zeiten, da ist Strom so günstig, dass Produzenten draufzahlen müssen – und dennoch steigen die Rechnungen für die Konsumenten. Wie kann das sein?

Die Ursache liegt in einem Ungleichgewicht: Der Staat greift zu stark in den Markt ein. Förderungen belohnen das Einspeisen von Strom – selbst dann, wenn er gar nicht gebraucht wird. Es kommt zu einem Überangebot, der Strompreis sinkt ins Negative, und dennoch wird weiter produziert – bezahlt durch Fördergelder, die letztlich alle tragen müssen.

Gleichzeitig ist der Ausbau der Stromnetze dringend nötig, um die erneuerbaren Energien überhaupt sinnvoll zu nutzen. Doch dieser Ausbau kostet Milliarden – und wird direkt an die Stromkunden weitergegeben. Das bedeutet: In den nächsten Jahren müssen auch Glarner Haushalte und Unternehmen deutlich mehr für Strom bezahlen.

Ein Blick nach Deutschland zeigt die Risiken: Hohe Strompreise führen dort bereits zur Abwanderung von Industriearbeitsplätzen. Produktion wird ins Ausland verlagert, die Wettbewerbsfähigkeit leidet. Diese Entwicklung dürfen wir in Glarus nicht zulassen.

Ein Stromabkommen mit der EU könnte eine kluge Lösung sein. Damit liessen sich Überschüsse besser exportieren und im Winter Strom importieren, wenn unsere Wasserkraft weniger liefert. Der Bundesrat hat hier wichtige Fortschritte erzielt – besser als noch beim letzten Anlauf 2021.

Auch das neue Stromgesetz enthält gute Ansätze: Intelligente Stromzähler schaffen Transparenz, Eigenverbrauch vor Ort verbessert die Effizienz. Doch die Förderpolitik braucht mehr Zielgenauigkeit: Förderungen sollen dort wirken, wo sie wirklich notwendig sind – nicht mit der Giesskanne verteilt werden.

Unsere Industrie im Glarnerland braucht keine weiteren Auflagen, sondern klare und attraktive Anreize. Investitionen in Energieeffizienz und Innovation müssen sich lohnen. Steuerliche Vorteile oder flexible Rahmenbedingungen wären ein wichtiger Impuls für unsere Unternehmen, um Verantwortung zu übernehmen – und dabei wettbewerbsfähig zu bleiben.

Fazit: Der Kanton Glarus hat alles, was es für eine erfolgreiche Energiewende braucht – aber wir müssen die Weichen richtigstellen. Weniger starre Vorschriften und mehr Eigenverantwortung sind entscheidend.

  • Die kantonalen und kommunalen Entscheidungsträger sollten, gestützt auf das Schweizer Stromgesetz, den Ausbau der Solarenergie auf Dächern in Bauzonen priorisieren, wo das Stromnetz bereits stark genug ist und ohne teure zusätzliche Investitionen auskommt.
  • Unternehmen müssen gemäss dem Glarner Energiegesetz auf Eigenstromlösungen setzen und vom Bund steuerliche Anreize für Energieeffizienz erhalten, wie im CO₂-Gesetz vorgesehen.
  • Die Bevölkerung kann durch intelligente Stromzähler, wie im Stromgesetz gefördert, ihren Verbrauch anpassen und das bestehende Netz entlasten – sowie mit Gemeinschaftslösungen wie ZEV oder EVG den Zusammenschluss fördern, nach dem Motto „lokal produziert und lokal zusammen verbraucht“. So wird die Energiewende zur echten Chance – wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftlich.