Stromversorgung ohne Abhängigkeit vom Ausland sichern!

Was sind die Auswege aus der drohenden Strommangellage? Eine Politkolumne von Martin Zopfi-Glarner, Landrat der FDP Glarus Süd aus Schwanden.

Fachexperten haben bereits im letzten Jahr auf eine mögliche Strommangellage aufmerksam gemacht. Jetzt verschärft der Krieg in der Ukraine die Lage, die sich über Jahre angebahnt hat. Wir haben die Stromversorgungskapazitäten im Inland abgebaut und damit die Abhängigkeit vom Import ausgebaut. Da in Europa nun Strom fehlt und wir zudem nicht in den europäischen Strommarkt integriert sind, droht auch unabhängig vom russischen Gas ab 2025 ein Stromengpass. Die Energiepreise am Strommarkt liegen für das Jahr 2023 inzwischen auf schwindelerregend hohem Niveau bei über 55 Rp./kWh. Das sind zehnmal höhere Preise als noch vor 14 Monaten.

Werner Luginbühl, Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom), sagte in der NZZ am Sonntag vom 07.08.2022: „Nun müssen wir in der Schweiz im schlimmsten Fall damit rechnen, dass es im nächsten Winter zu gebietsweisen Stromabschaltungen kommen kann, wenn auch nur stundenweise.“ Jetzt braucht es schnelle Ergebnisse. Wir müssen uns um Liefergarantien für Gasimporte bemühen und Reserven schaffen. Wasserkraftreserven sind zudem für den Winter bereitzuhalten.

Es braucht für die nächsten Jahre einen möglichst breiten Energiemix. Technologieverbote haben uns noch nie weitergebracht! So paradox es scheint, für eine Übergangsphase benötigen wir so rasch als möglich Spitzenlast-Gaskraftwerke, die aber auch mit Öl betrieben werden können. Für den raschen Ausbau von erneuerbaren Energien sind die gesetzlichen Hürden dringend abzubauen. Die Umweltverbände sowie die linken Parteien müssen dazu endlich Hand bieten. Ihre Verhinderungspolitik führt dazu, dass in den Bergen immer noch keine grossflächigen Fotovoltaik-Anlagen für Winterstrom stehen und verschiedene bestehende Staumauern nicht ausgebaut werden konnten.

In der Schweizer Energiepolitik sind die links-grünen Rezepte gescheitert. Wäre ihre Volksinitiative 2016 angenommen worden, hätte die Schweiz bereits drei der fünf Kernkraftwerke stillgelegt und 2024 müsste das nächste vom Netz. Wir hätten wohl schon Strommangellagen erlebt und die Abhängigkeit von fossilen ausländischen Energien wäre höher. Wir sollten endlich aufhören, die verschiedenen Technologien gegeneinander auszuspielen. Prioritär muss der Ausbau der einheimischen Erneuerbaren forciert werden. Die bestehenden Kernkraftwerke müssen weiterbetrieben werden. Damit wir in unserem Land genügend Strom haben, müssen sie so lange weiterlaufen, wie ihre Sicherheit garantiert ist. Die regulatorischen Rahmenbedingungen sind so auszugestalten, dass die notwendigen Investitionen in die Sicherheit dieser Anlagen für die Betreiber wirtschaftlich sind. Denn bis die Erneuerbaren die Kernkraft ersetzen können, wird es – falls überhaupt einmal möglich – noch Jahre dauern.

Wollen wir eine sichere Stromversorgung, werden wir noch auf Jahre hinaus auf die bestehende Kernenergie angewiesen sein.